Gesundheitswirtschaft.info (Teil 1)
So ist es nicht das uniforme Massenprodukt, sondern das „Bestanpassbare", das im Mittelpunkt des Interesses steht. Die Zufriedenheit des Einzelnen hängt weniger von einer abstrakt-festgelegten Qualitätsnorm ab als vielmehr davon wie umfassend ein Produkt oder Dienstleistung die persönlichen Wünsche und Bedürfnisse befriedigen und damit einen Anteil zur individuellen Lebensqualität des Menschen beiträgt.
Diese schlichte Tatsache ist längst zur Grundlage des Marketings moderner Konsumgüterindustrie und Dienstleistungskultur geworden. So ist es nicht das uniforme Massenprodukt, sondern das „Bestanpassbare", das im Mittelpunkt des Interesses steht.
Bei einfachen Produkten wird dies dadurch erreicht, indem scheinbar zahllose Varianten (oder unterschiedliche Telefontarife) für unterschiedliche Bedürfnisse geschaffen werden. Für etwas aufwendigere Leistungen werden vorgefertigte „Rohlinge" entlang der Wünsche eines Kunden ausgestaltet und die wirklich teuren Dinge werden mit dem immer häufiger nur noch phantasierten Begriffs des Unikates direkt gefertigt. Masscustomizing, also die Verbindung von Massen- mit Individualgeschäft lautet die Devise.
Inzwischen hat das Wissen um die individuelle Lebensqualität und „subjektive Kundenzufriedenheit" auch die moderne Medizin und Leistungsanbieter (Krankenhäuser, niedergelassene Ärzte etc.) eingeholt und wird aller Voraussicht nach den Gesundheitsmarkt noch stärker beeinflussen als dies bereits heute der Fall ist. Das bislang geübte Prinzip der standardisierten Behandlung ist nicht länger gültig. Vielmehr werden die Menschen in ihrer individuellen Ganzheitlichkeit sowohl in Diagnostik als auch der Therapie berücksichtigt werden.
Was ist zu tun, wenn die Erkenntnis, dass die persönlicher Zufriedenheit maßgeblich die objektive Behandlungsqualität moderiert?
Es gilt noch stärker als bisher die wissenschaftlichen Verfahren und Programme zu fördern, die solch eine Verbindung ermöglichen. Also, evidenzbasierte Medizin plus individueller Anpassung plus gemeinsam verantworteter Zielvereinbarung? Ein Anspruch dem sich das Paradigma des evidenzbasierten und leitlinienbegründeten Arbeiten stellt, der aber bis heute vielerorts so noch nicht eingelöst ist. Noch immer werden Patienten nicht hinreichend informiert und beraten, nicht auf Präferenzen und Möglichkeiten eingegangen, Angehörige nicht miteinbezogen etc.
Ein Weg eine weit stärker individualisierte und partizipative Behandlung zu erreichen, bietet das Prinzip der Regionalen Gesundheitsversorgung. Was zeichnet diese aus?
Vertrauen versus Anonymität
In einem regional rückgebundenen Versorgungssystem gelingt es wesentlich leichter -- neben den medizinischen Erfordernissen - ein transparentes, auch an den Bedürfnissen und Zielen der Betroffenen abgestimmtes Vorgehen zu initiieren. Ermöglicht wird dies durch ein auf Vertrauen beruhenden Beziehungsmanagement, dass immer über den aktuellen Behandlungshintergrund und Behandlungsfall hinausreichend ausgerichtet ist. Es wird eine nachhaltige Patientenbindung angestrebt und hierfür muss über den Patienten hinaus, immer auch die Familien- und Nachbarschaft berücksichtigt werden.
Geographische Epidemiologie berücksichtigen
Es besteht kein Zweifel an dem Sachverhalt, dass Krankheiten, Morbiditätsrisiken und zu Krankheiten führendes (Fehl-) Verhalten der Menschen erheblich zwischen den Regionen und Ländern variieren. Dies begründet durchaus auch unterschiedliche Diagnostik-, Versorgungs- und Präventionsnotwendigkeiten. Durch diese Zusatzannahmen wir eine regional abgestimmte Versorgung immer zu einer Verbesserung der medizinischen Ergebnisqualität führen. Der einzelne Patient kann augrund seiner Herkunft besser behandelt werden.
Region bedeutet räumliche Nähe
Nicht zuletzt bietet geographische Nähe das, woran zuerst gedacht wird, wenn von regionaler Versorgung gesprochen wird: eine prinzipiell leichtere Verfügbarkeit und direktere Ansprachemöglichkeit der Leistungserbringer, der betroffenen Patienten und deren Angehörigen aber auch all derjenigen die das regionale Netz noch mit ausmachen. So ist die räumliche Nähe nicht nur in der Notfallversorgung ein wichtiger Vorteil für die Versorgungs- und Lebensqualität, sondern diese betrifft auch die stationären und die häuslichen Angebote. Aber auch die Rehabilitations- und Präventionsziele können in einem regional synchronisierten Netz weit effizienter umgesetzt werden als in einem fernen Zentrum. Gleiches gilt für die so häufig notwendige Abstimmung mit den Selbsthilfeorganisationen, der Nachbarschaftshilfe und auch den öffentlichen Stellen. Alle sind einfacher, zielorientierter, ökonomischer und vor allem weit besser auf die Möglichkeiten des Patienten zugeschnitten einzubinden.
Die Qualität der Gesundheitsversorgung ist immer ein Standortfaktor
Für die Regionen ist eine intakte Gesundheitsversorgungskette mehr als ein weicher Standortfaktor: dort wo diese zerfällt, bleiben mittelfristig nicht nur die jungen Familien weg, sondern Gleiches gilt auch für die Unternehmen. Mit dem Begriff der „Gesundheitsregion" werben inzwischen zahlreiche Regionen und Städte. Dabei ist die Spreu vom Weizen leicht zu trennen: letzterer findet sich immer dort ein, wo konsequent entlang der Bedürfnisse und Lebensqualität der Menschen die Regionen entwickelt wird.
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